Jazzy: Tagebuch aus der Haft 9/18 Teil A: GeSa & Ankunft in der JVA

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Tagebuch Jazzy Teil A: Gesa

Samstag, 15. September 2018 gesendet am 25.September

Ich werde zu einem Gefangenensammel- transporter getragen und bekomme eine der Zellen zugewiesen. Einige Minuten später werde ich noch einmal heraus gebeten und muss mich einmal komplett entkleiden. Ich darf mich wieder anziehen und zurück auf Zelle im Gefangenensammeltransporter. Wir fahren los. Ich habe ein winzig kleines Fenster zu meiner Linken und sehe leider nur die Grube. Ich hätte mich gerne noch vom Wald verabschiedet, da ich glaube, dass es ein Ⓐbschied für immer sein wird. Ich sitze da, schaue aus dem Fenster und fange an zu weinen und zu realisieren, dass das nun meine letzten Ⓐugenblicke in diesem wunderschönen Wald, meinem Zuhause waren. Ich rechne fest damit, in U-Haft zu kommen und erst wieder raus zu kommen, wenn leider schon alles zu spät ist. Wir entfernen uns vom Wald und ich bekomme doch noch einen letzten Blick zum Wald. Ich verabschiede mich, ein Ⓐbschied für immer. Ⓐuf dem Polizeirevier in Ⓐachen angekommen müssen wir erst mal einige Zeit warten. Nach einiger Zeit wird ein sehr komisches und hässliches Bild von mir gemacht und ich gehe weiter zur Ⓐufnahme. Ich soll mich wieder komplett entkleiden. Danach darf ich mich wieder anziehen und meine persönlichen Gegenstände werden durchforstet. Ⓐlles was annähernd aussieht, als könnte es Kletterausrüstung sein wird erst mal beschlagnahmt. Im Computer wird aufgelistet, was beschlagnahmt wird und ich bekomme eine Nummer: Ab jetzt in ich 202121 und werde auch nur noch so angesprochen. Ich werde in die Garage nebenan gebracht und einem der fünf auf fünf Meter großen Käfige zugewiesen. Winter sitzt schon wartend im Käfig. Ich bin sooo erleichtert sie wieder zu sehen, da ich davon ausgegangen bin ab jetzt von ihr getrennt zu sein. In dem Käfig liegen ein paar bodengleiche Matratzen, ein paar Becher mit Wasser, ein paar trockene Brötchen und ca. 14 weitere Ⓐktivistis. Ich kuschel mich zu Winter und warte. Lange Zeit passiert nichts. Ich versuche zu schlafen. Unmöglich. Meine Nummer wird aufgerufen und ich werde in‘s Haupthaus gebracht. Dort werden mir Fragen zum Tatvorwurf und zu meiner Person gestellt. Ich schweige. Ich werde weiter zur ED-Behandlung gebracht. Dort muss ich erst mal wieder warten. Ich werde rein geholt und soll als allererstes meine Fingerabdrücke abgeben. Ich verweigere die Abgabe formell. Daraufhin werde ich gezwungen. Fünf Cops stehen um mich rum und werden handgreiflich, verdrehen meinen Arm, fesseln meine Beine und ziehen/hauen mit einem Schmerzgriff an meiner Nase. Diese fängt an zu bluten. Ich schreie vor Schmerzen. Sofort wird das Fenster zugemacht, da mich der Gesa-Support draußen hören kann. Der Computer/die Maschine stützt ab, kann die gemachten Abdrücke nicht verwerten. Die weiblich gelesene Person, welche die Maßnahme leitet ist sauer und alle reden auf mich ein, ich sei die erste Person, die so einen Ⓐufstand machen würde. Sie versuchen es ein zweites Mal, wieder nichts. Das Gerät funktioniert nicht mehr. Die Cops sind sauer und brechen die komplette ED-Behandlung ab mit der Ⓐussage: „Die kommt eh in U-Haft, da haben wir noch genug Zeit und Möglichkeiten an die Sachen ran zu kommen.“ Ich darf mich kurz waschen und das Blut aus meinem Gesicht wischen, während mir eine Person der Cops droht: „Wir kriegen ihre Fingerabdrücke, egal wie sehr sie sich wehren, uns ist alle erlaubt, wir dürfen ihnen sogar in‘s Gesicht schlagen, um ihre Fingerabdrücke zu bekommen.“ Ich werde zurück in den Käfig gebracht und bin froh, dass die Maßnahme abgebrochen wurde, denn ich habe keine Kraft mehr und die Schmerzen wurden unerträglich. Zurück im Käfig versuche ich etwas zu schlafen. Ein bisschen klappt es. Ⓐls ich aufwache sind wir schon ein paar weniger und mir wird erzählt, dass einige entlassen wurden. Nach einiger Zeit wird auch Winter zur ED-Behandlung abgeholt. Es fühlt sich an, als ist sie stundenlang weg. Ich schlafen ein. Ⓐls ich wieder aufwache ist Winter wieder da. Ihre Story klingt noch schlimmer als meine, aber auch ihre Fingerabdrücke haben sie nicht bekommen. Ich bin froh, dass Winter wieder da ist. Es werden immer mehr frei gelassen, am Sonntag Morgen sind wir nur noch 5 Menschen in dem Käfig. Ⓐufeinmal werden Winter und ich abgeholt. Ich frage wofür. Die Ⓐntwort lautet: „Haftrichtervorführung.“ Ich möchte umgehend meinen Ⓐnwalt anrufen, was mir nicht erlaubt wird. Wir werden zum Gefangenensammeltransporter gebracht und nach Düren zum Ⓐmtsgericht gefahren. Dort kommen wir in zwei verschiedene Zellen. Es dauert einige Stunden, bis ich zur Haftrichterin gebracht werde. Ich bestehe weiter auf mein Recht meinen Ⓐnwalt zu kontaktieren. Der Ⓐnruf wird wieder abgelehnt. Die Richterin erklärt mir wie schlimm es ist, was ich getan habe und erklärt mir, dass sie aufgrund keiner vorhandenen Daten und der daraus folgenden Fluchtgefahr keine andere Möglichkeit sieht, als mich erst einmal in U-Haft zu stecken, da ich mich ja nicht äußern möchte. Ich erkläre ihr, dass ich mich nicht zur Sache äußere und verlange wenigstens meinen Ⓐnwalt kontaktieren zu dürfen, was nicht geschieht. Nach einiger Wartezeit zurück in der Einzelzelle werde ich wieder zum Transporter gebracht und nach Köln-Ossendorf in die JVA gebracht.

Sonntag, 16. September 2018 gesendet am 25.September

Ⓐnkunft ist Sonntagabend. UP22 und ich laufen die langen Gänge der Haftanstalt entlang und ziehen einen Wagen mit unseren persönlichen Gegenständen hinter uns her. Diese werden mit uns durchgeschaut, wir bekommen einige Fragen gestellt und jeweils eine Zelle in Haus 13 zugewiesen. Keine Einweisung, aber ich bekomme die Info, dass es morgen früh um 6 Uhr weiter geht. Ich beziehe mein Bett, einzurichten habe ich nichts, da meine Sachen weg sind. Ich versuche zu schlafen. Einige Zeit später geht meine Tür auf, sechs Wachen schauen mich komisch an, eine*r schnauzt mich an, sie hätten mein Ⓐsthmaspray und sie würden es jetzt hier hin stellen. Daraufhin geht die Tür so schnell wieder zu, wie sie aufgegangen ist und ich versuche weiter zu schlafen.