Brief #2 von Jazzy / Letter #2 from Jazzy

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deutsch

Hey ihr krassen Kämpfer*innen,

solidarische Grüße aus Haus 10 der JVA Köln-Ossendorf.

Ich kann noch gar nicht so richtig begreifen, was gestern im Wald vorgefallen ist. 

Heute morgen zum Frühstück ging die Tür auf, die Beamt*e erzählt mir/ fragt mich, ob ich mitbekommen habe, was gestern im Wald passiert ist.

Ich, komplett ahnungslos, hab ja weder ein Radio, Zeitung, redende Vögel, etc. frage was denn passiert sein soll. Sie antwortet ganz schnippisch:

„Irgendeiner von denen da ist vom Baum gefallen und gestorben, haben sie im Radio heute morgen gesagt.“

Ich verstehe die Welt nicht mehr, Ich frage mich, warum es so weit kommen musste. Ich fühle mich alleine, klein und hilflos. Ich sitze hier in meiner Zelle und kann nichts tun. Aber ich glaube fest daran, dass ihr auch das meistert und es ist vollkommen ok, was auch immer ihr jetzt tut.

Ich glaube ihr werdet den richtige oder einen richtige/guten Weg und Umgang mit der Situation finden, auch wenn es seine Zeit braucht. Ich bin in Gedanken bei euch.

Love, rage & stay strong <3
UP21/Jazzy

Der Schock sitzt tief, aber ich glaube fest daran, dass der Kampf weiter geht.

english

Hey you rough fighters,
greetings of solidarity from House 10 of the JVA Köln-Ossendorf.

I can still not really grasp, what happened in the forest yesterday.

This morning around breakfast the door opened, the prison-guard told me / asked me, whether I had heard of what happened in the forest yesterday.

I, completely clueless, since I have neither a radio, newspaper, talking birds, etc., asked what had happened. She answered in a cocky way:

„One of the people there fell from a tree and died, they said in the radio this morning.“

I don‘t understand the world anymore, I am asking, why it had to come so far. I feel alone, small, and helpless. I am sitting here in my cell, and I can do nothing. But I strongly believe, that you can overcome even that, and it is completely okay, whatever you do.

I believe you will find the right way (or a right way) to handle the situation, even if it takes its time. In thoughts I am with you.

Love, rage & stay strong <3

UP21/Jazzy

The shock is deep, but I strongly believe, that the fight continues.

2 thoughts on “Brief #2 von Jazzy / Letter #2 from Jazzy”

  1. Beechtown existiert nicht mehr. Die Gedenkstätte wo Steffen abgestürzt ist, ist abgräumt und wurde am Vorposten von beechtown nach der Räumung wieder aufgebaut.
    Ich habe einige Sachen eingesammelt. Ein Stück Teppich, ein Stück Fahne, ein Stück Seil. Kleine Bücher und die Flyer Hambi.
    Ich dachte ihr möchtet vielleicht etwas haben das nach Wald riecht und persönlich ist. Kleingarten ist auch weg. Komplett.
    Gallien steht noch…
    Kann man Euch auch Briefe und Pakete schicken?

  2. Liebe Jazzy,
    ich schreibe, obwohl wir uns gar nicht kennen. Das Unrecht und die Gewalt, die im Moment im Hambacher Wald im Namen des Rechts geschehen, lähmt sogar mich. obwohl ich nicht in einer JVA weggesperrt bin.

    Es ist gut, dass Ihr auch an Eurem bescheuerten Ort zueinander Kontakt habt. Hoffentlich kann der nicht auch entzogen werden. Ihr dürft gewiss sein: es gibt draußen viele viele Menschen, die auf eurer Seite stehen. Der Versuch, Euch als Terroristen und gefährliches „kriminelles Personal“ abzutun, ist an den meisten Menschen abgeprallt und erschlägt hoffentlich die Macht, die sich dieser Mensch angeeignet hat.

    Bitte haltet den Kontakt nach draußen. Eure Briefe werden gelesen, Eure Situation darf nicht vergessen werden. Bei dieser Regierung scheint eine Petition aussichtslos. Aber vielleicht gibt es doch Kräfte, die einen Wechsel der Verantwortlichen in Angriff nehmen.

    Lasst uns draußen auf dem Weg der Briefe wissen, wie wir euch drinnen den bescheuerten Freiheitsentzug erleichtern können.

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