deutsch
*Siao bevorzugt im Englischen das Personalpronomen they. In der Übersetzung haben wir nach Mangel an Alternativen uns für „er“ entschieden.
Seit Anfang Dezember sind in der Kölner JVA drei weitere Compas aus dem Hambacher Forst eingeknastet. Erschwert durch diverse Kontrollen bei den Besuchen und beim Briefverkehr laufen nun endlich die ersten Besuche neben den Anwaltsgesprächen an. Auch die ersten Briefe trudeln langsam ein. Dabei steht der Außenkontakt von Hodei und Siao weitaus deutlicher unter Kontrolle, als der von Maya. Was alle drei gemeinsam haben, ist dass sie alle unter der Mangelernährung im Knast leiden, da sie sich auch unter diesen Umständen entschieden haben, sich weiter strikt vegan zu ernähren. Da der Knast kein veganes Essen zur Verfügung stellt und oft nicht einmal klar gesagt wird, was vegan ist und was nicht, stehen die Inhaftierten vor einer beschissenen Entscheidung. Sie müssten entweder ihre politische Meinung verraten und die unangenehmen körperlichen Folgen des Verzehrs von Milchprodukten in Kauf nehmen (weil ihre Körper diese Produkte nicht mehr vertragen) oder alles nicht-vegane verweigern und sich im überteurten Knasteinkauf ergänzend Lebensmittel kaufen. Hodei hat heute einen ersten Besuch erhalten, Siao erwartet seinen* ersten Besuch nächste Woche. Maya hatte aufgrund der fehlenden Besuchskontrollen schon zwei mal Besuch. Außerdem hat sie uns einen Brief zukommen lassen, in dem sie schreibt, dass auch ihre Post zumindest zum Teil kontrolliert wird. Briefe kommen bei ihr zum Teil geöffnet, zum Teil ungeöffnet an. Sie bedankt sich für die vielen Aufkleber, Fotos und Broschüren und wünscht sich, dass ihr Tesafilm und/oder doppelseitiges Klebeband, Briefmarken und Umschläge mitschickt werden. Deneben wünscht sie sich Liedtexte von KIZ, WTG, Antilopen, usw. Sowie Nachrichten aus dem Wald und widerständigen Orten weltweit. Dazu Pflanzenportraits (vor allem über essbare und heilsame Wildpflanzen), philosophische Gedankenspiele und schöne Bilder, gerne selbstgemalte vom Wald und vom Meer. Tur*tel hat neben seinen Freigängen seit Oktober im Dezember über Weihnachten zum ersten Mal vier Tage Hafturlaub. Wenn mensch ihm gerne Pakete, Briefe sonst was schicken oder einfach nur die strikte Postkontrolle umgehen möchte, wendet euch bitte per Mail ans abc. Am 13. Mai 2017 wird er die Hälfte seiner Haftzeit abgesessen haben. Free them all!