Brief von #1 von Fledermaus

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Hallo ihr lieben Menschen in Wald, Wiese und WAA und auch alle anderen, die das hier lesen.

Tja, jetzt bin ich also in U-Haft. Wenn mir das jemensch vor einem Jahr erzählt hätte, hätte ich ihn*sie für verrückt gehalten… Naja, ist natürlich nicht schön hier, aber für irgendwas wird die Erfahrung schon gut sein.

Ich habe das Glück in einer Gemeinschaftszelle gelandet zu sein. Die Leute sind alle drei in Ordnung, der eine hilft mir viel. Auch die anderen Leute, die ich hier kennengelernt habe, sind okay.

Ich sehe hier keine Menschen, die eingesperrt werden müssten, sondern viele Menschen, die von der Gesellschaft und dem System kaputt gemacht wurden und die Hilfe und keine Strafen brauchen! Das macht mich alles traurig.

Ansonsten komm ich ganz gut klar, mein Rücken tut immer noch bei jeder falschen Bewegung ziemlich weh (danke Secu-A***), aber das lässt sich aushalten…

Was das Essen angeht, ich hab schon besseres Essen im Müll gefunden. Wobei, das heißt ja nicht viel:) Vegane Ernährung wird mir aktuell verweigert, aber selbst wenn ich nur das vegane Essen nehme, reicht es mengenmäßig mehr als aus. Es ist, ehrlich gesagt, auch nicht so schlimm, wie vorgestellt.

Das trifft auch auf Knast allgemein zu – zwar scheiße, aber nicht so schlimm, wie ich gedacht hätte.

Ich habe hier viel Zeit nachzudenken, über mich und was ich in meinem Leben mache und warum. Dabei kommt mir immer wieder ein Satz in den Sinn, den eine sehr gute Freundin mir mal gesagt hat, er lautete sinngemäß: „Im Grunde wollen wir doch alle Held*innen sein.“ Ich denke, da steckt viel Wahrheit drin…

Liebe, Solidarität und Anarchie,
FLEDERMAUS

Abgeschickt am 25. Januar 2016
Erhalten am 27. Januar 2016